Bei einem Menschen würde man schreiben: Plötzlich und unerwartet……

Nicht ganz 11 Jahre hat Kira alt werden dürfen. Nun ist sie ganz aus dem Tierheim ausgezogen. Da, wo sie jetzt ist, muss sie nicht mehr im Zwinger leben, keinen Maulkorb mehr tragen, und darf endlich ganz Kira sein.

Zum Maulkorb wurde sie verdonnert, weil sie in jungen Jahren in der Straßenbahn einen alten Herrn mit Stock angesprungen hat, und der daraufhin schlimm hin fiel. Nun war sie ein gefährlicher Hund und musste ins Tierheim.

Von ihren knapp 11 Jahren durfte ich Kira 5 Jahre als Gassigeherin begleiten. Kira war nicht nur eine Hübsche, sie war auch sehr intelligent und – wenn auch kein Schmusehund – sehr lieb und folgsam. Sie liebte das Suchen über alles, hinter Gegenständen jagen, nach Mäusen buddeln, im Wasser aller Art toben und schwimmen….Auch Auto fahren liebte sie sehr – ging es doch raus, wo es so viel aufregender war, als im langweiligen Tierheimalltag. Man muss nur überlegen, was aus diesem intelligenten Hund im Normalfall alles hätte werden können !

Den Tierheimstress ertrug sie gelassen. Wer sie auf dem Hof inmitten wechselnder freilaufender Rudel sah, souverän im oder auf dem Hundehaus mitten drin sitzend und alles beobachtend, Streit aus dem Wege gehend, weiß, was für eine souveräne Hündin sie war.

Jeder schmunzelte, wenn in letzter Zeit Kira – die ja „Maulkorb tragen musste“- , ihren Beißkorb im Maul selber bis an die Ausgangstür vom Heim trug und ihn dann „übergab“, bevor wir zum Gassi gehen raus gingen.

Kira hat viele Hundekumpels kommen und gehen sehen, die vermittelt wurden, oder, wie zuletzt, Logan, der geklaut wurde. Nur für sie hat sich nie jemand interessiert. In Felix hatte sie einen neuen Kumpel gefunden, und er war mit ihr glücklich. Jetzt ist er wieder alleine.

Kira hat sich nie daneben benommen. Gut, an der Leine kam sie mit anderen Hunden nicht zurecht. Doch das war absolut kontrollierbar.

Kira ist die letzten Jahre gemeinsam mit Trixi und Karlchen im Rudel gassi gegangen. Als diese Woche mit Karlchens Abschied begann, und sich mit Paula’s völlig unerwarteten Tod fortsetzte, konnten wir alle nicht ahnen, dass Kira folgen würde. Wieso denn Kira?

Während der letzten beiden Spaziergänge an Himmelfahrt und am Samstag gab Kira Trixi, die gerade Karlchen verloren hatte, ja noch die Sicherheit, dass sonst alles im Rudel war, wie vorher. Wir waren spielen und im Rhein schwimmen. Alles war wie immer – vielleicht, dass sie auf ihrer Lieblingswiese nicht mehr so lebhaft wie immer war – aber es war auch sehr heiß. Zuletzt war da plötzlich Blut am Stuhl. Heute morgen hat ihr Pfleger sie apathisch gefunden, und sie wurde sofort in die Klinik gebracht und behandelt. Nachdem es zunächst so schien, als würde es ihr besser gehen, musste sie gegen Abend operiert werden. Doch ihr Körper war schon zu geschwächt. Während der Operation ist sie dann gegangen. Es war kurz nach halb acht.

Kira, danke für die Zeit, die Du mir und uns allen geschenkt, und das, was Du uns gegeben hast.
Dein Körper ist auf dem Friedhof hinter dem Tierheim beerdigt.
Wir vergessen Dich nicht, und wer nicht vergessen wird, der ist auch nicht gestorben!

Gisela Kiefer im Mai 2009